Heizen mit Holz
Öfen und Kamine
Hohe Energiepreise für Gas und Strom sorgen aktuell für große Sorgen. Erstmals seit Jahrzehnten steht auch die Versorgungssicherheit zur Debatte. Satteln nun viele Haushalte auf Heizlüfter um, sind schlimmstenfalls Ausfälle des Stromnetzes möglich. Das hätte zur Konsequenz, dass auch alle Zentralheizungssysteme den Dienst quittieren, da sie unabhängig vom Brennstoff ebenso auf Strom angewiesen sind, vor allem für Steuerungen und Pumpen.
Viele Haushalte sehen aus dieser Notsituation einen Ausweg: Mit Öfen und offenen Kaminen können sie zumindest einen Raum beheizen. Seit Wochen sind in Baumärkten die Öfen ausverkauft. Laut Erhebungen des Schornsteinfegerhandwerks für das Jahr 2021 existieren in Deutschland bereits 11.300.000 Einzelfeuerstätten für Festbrennstoffe. Sie sind die mit Abstand häufigste Feuerstätte in Deutschland, wenngleich in der Vergangenheit die Nutzung in vielen Haushalten nur sehr sporadisch erfolgte oder erfolgen durfte.
Elf Millionen warme Zimmer sind vor diesem Winter zwar eine tröstliche Botschaft, aber allein die schiere Zahl macht deutlich, dass dies erhebliche Auswirkungen auf die CO2– und Feinstaubbelastung hat, wenn diese Öfen nun regelmäßig benutzt werden.
Die Energieberatung der Verbraucherzentrale gibt daher Hinweise zu Öfen und zur Verbrennung von Holz:
- Jede Feuerstätte muss vom Schornsteinfeger abgenommen werden. Bei einigen Zehntausend Öfen ist dies bislang nicht geschehen. Das bedeutet ein erhöhtes Risiko für Brände und Rauchgasvergiftungen. Die Prüfung muss dringend nachgeholt werden!
- In den Ofen gehört nach den Immissionsschutzvorgaben ausschließlich gut getrocknetes Stückholz. Zeitungen hingegen gehören ins Altpapier und Joghurtbecher in den Gelbsack, alte Fensterrahmen und Spanplatten sind Sondermüll und sollten auf Deponien entsorgt werden, keinesfalls jedoch im privaten Ofen oder Kamin.
- Frisch produzierte Holzscheite müssen an gut belüfteten Orten mindestens ein bis zwei Jahre trocknen, bevor sie reif für den Ofen sind. Vorher brennen sie schlechter, erzeugen weniger nutzbare Wärme und setzen jede Menge Umweltschadstoffe bei der Verbrennung frei.
Der Baum, der am Jahresanfang gefällt wurde, hat den kommenden Winter nichts im Ofen zu suchen.
- Wer einen Ofen nutzen möchte, sollte sich vorab ausführlich informieren, wie ein Ofen richtig angefeuert wird. Dazu gehört: Sorgfältig geschichtetes Holz, kleinere Scheit-Querschnitte für schnelles Anbrennen, Anzünden von oben mit wachsgetränkter Holzwolle, möglichst ungestörter Abbrand: kein Nachlegen von Scheiten. Die Zufuhr an Verbrennungsluft ist ebenfalls wichtig und das rechtzeitige Reduzieren des Abgasquerschnitts hält mehr Wärme im Haus.
Weiterführende Informationen: Broschüre des Bundesumweltamtes finden Sie im Download „Heizen mit Holz“ oder Tipps des Schornsteinfegerverbands unter https://www.schornsteinfeger.de/tipps-vom-schornsteinfeger.aspx
- Öfen produzieren erhebliche Mengen an Ruß, Schadstoffe und Feinstaub. Sie sind vielerorts problematischer als der Straßenverkehr: Werden sie betrieben, sollte das möglichst umweltschonend erfolgen.
- Wer dennoch einen neuen Ofen kaufen will, sollte den Werkstattofen und Allesbrenner im Baumarkt lassen und stattdessen ein Modell wählen, das die Kriterien des Umweltlabels „Blauer Engel“ erfüllt. Es ist zwar deutlich teurer, aber dafür gibt es unter anderem einen Staub- und Feinstaubfilter. Außerdem haben diese Öfen eine automatische Luftsteuerung und nehmen den Betreiber:innen eine besonders schwierige Aufgabe für den optimalen Betrieb ab.
- Die Verbraucherzentralen fordern darüber hinaus, dass künftig alle neu verkauften Kaminöfen mit entsprechenden Filtern ausgestattet sind. Dies dient nicht nur der Umwelt; es ist auch ein Beitrag zum gesundheitlichen Verbraucherschutz. Durch hohe Produktionszahlen würden sich die Filter auch verbilligen.
Ein schwieriges Thema zum Schluss: Holzfeuer gelten als gemütlich und Holz wird oft als nachwachsender Rohstoff mit geringster CO2-Emission eingestuft. Der beruhigende Gedanke dabei: Es wurde bislang in Deutschland nicht mehr Holz aus dem Wald entnommen, als nachwächst.
Die Kritik daran wird jedoch lauter, vor allem aus drei Gründen:
- Ein abgeholzter Baum bindet kein zusätzliches CO2. Ließe man ihn stattdessen stehen, dann würde er oft noch viele Jahrzehnte CO2 binden und damit die Atmosphäre entlasten. Ein alter Baum bindet zudem ein Vielfaches an CO2 als ein neu gepflanzter Jung-Baum. Der Zuwachs von Wald in Deutschland entlastet die Atmosphäre schon jetzt um rund 50 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr. Wenn es um das sehr ambitionierte Ziel geht, in Deutschland bis zum Jahr 2045 CO2-neutral zu werden, dann muss auch geklärt werden, wie der Wald eine zusätzliche CO2-Entlastung schaffen kann, wenn immer mehr Brennholz entnommen wird.
- Für die angestrebte CO2-Neutralität in den nächsten 20 Jahren ist es hilfreicher, wenn das Holz langfristig gebunden statt einfach nur verheizt wird – vor allem durch dessen Verwendung in Möbeln oder Bau-Konstruktionen. Das direkte Verfeuern von Holz hingegen entlässt das gebundene CO2 sofort in die Atmosphäre und trägt somit noch eher zum Klimawandel bei statt ihn abzumildern.
- Nicht zuletzt ist es auch für den Erhalt der Artenvielfalt im Wald ungünstig, wenn durch die Holzentnahme kaum noch Totholz anfällt und dessen Biomasse den natürlichen Kreisläufen im Wald und bei der Waldbodenentwicklung fehlt.
Anders sieht es jedoch aus, wenn Holzabfälle aus anderweitigen Nutzungen (Möbelherstellung, Schreinerei-Abfälle und ähnliches) zur Verbrennung eingesetzt werden, zum Beispiel zertifizierte Holz-Pellets: Die Verbraucherzentrale bewertet deren Nutzung grundsätzlich positiver als die Verbrennung von Stückholz.
Die Energieberatung der Verbraucherzentrale hilft, im Einzelfall die richtigen Entscheidungen beim Einsatz von Holz zu treffen. Die Beratung findet online, telefonisch oder in einem persönlichen Gespräch statt. Unsere Energie-Fachleute beraten anbieterunabhängig und individuell. Mehr Informationen gibt es auf www.verbraucherzentrale-energieberatung.de oder bundesweit kostenfrei unter 0800 – 809 802 400. Die Energieberatung der Verbraucherzentrale wird gefördert vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz.
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