Fernwärme

Fernwärme als Beitrag zum Klimaschutz?

Der Begriff Fernwärme lässt sich in den Bereich der Energieversorgung kategorisieren und legt den Fokus auf die Beheizung von Gebäuden und das Zurverfügungstellen von Warmwasser. Entgegen dem Namen wird die Wärme meist regional, in benachbarten Heiz- oder Kraftwerken produziert. Fernwärme wird also außerhalb des eigenen Grundstücks gewonnen, sodass die Haushalte, die diese Form von Energieversorgung nutzen, weder eine eigene Heizung noch Lagerkapazitäten für Brennstoffe benötigen. Das führt auch dazu, dass Sie sich keine Gedanken um die Wartung der Technik oder einen Schornsteinfeger machen müssen.

Die gewonnene Wärme gelangt durch überwiegend in der Erde verlaufende, gedämmte Rohre und anschließend über eine Übergabestation direkt in die Wohnung der Verbraucher:innen. Allerdings sind lokale Fernwärmenetze in der Regel Monopole, da kein zusätzlicher Wettbewerber in diesem Markt existiert. Bei der Wahl von Fernwärme bindet sich der/die Verbraucher:in also langfristig an den Wärmeanbieter. So lange ist kein Wechsel möglich.

Wie wird Fernwärme hergestellt?

Fernwärme wird häufig in industriellen Heiz- oder Kraftwerken erzeugt. Wird in einem Kraftwerk die bei der Stromerzeugung ohnehin entstehende Wärme in ein Fernwärmenetz geleitet, handelt es sich dabei um eine Kraft-Wärme-Kopplung. Für die Fernwärmeerzeugung werden überwiegend fossile Brennstoffe wie Kohle, Öl oder Erdgas genutzt.

fernwärmeerzeugung nach energieträger

Damit Fernwärme in den kommenden Jahrzehnten klimaneutral wird, muss die herkömmliche Wärmeerzeugung aus fossilen Rohstoffen beendet werden. Möglich ist das beispielsweise mit dem Ersatz durch direkte Wärmenutzung aus Tiefengeothermie, Solarenergie oder Großwärmepumpen, die neben Umgebungsluft oder Erdreich auch bislang ungenutzte Abwärme etwa aus Rechenzentren oder Abwasser nutzen. Biogas und Biomasse sind ebenfalls für Fernwärme nutzbare Energiequellen. Das Potenzial für Fernwärme aus industrieller Abwärme oder aus Müllverbrennung wird teilweise heute schon genutzt.

Was ist eine Fernwärmestation?

Die Fernwärmestation ist das notwendige Bindeglied zwischen dem Fernwärmenetz und der Wärmeverteilung im Haus. Ihre zentrale Aufgabe ist es, die extern erzeugte Wärme in das Haus zu leiten. Hier wird geregelt, welche Menge an Wärme aus dem Netz mit welchem Druck und welcher Temperatur in das Haus geleitet wird. Die Fernwärmestation wird in der Regel vom örtlichen Fernwärmeversorgungsunternehmen festgelegt. Häufig werden standardisierte, betriebsfertige Kompaktstationen eingesetzt.

Die Fernwärmestation wird modular aus mehreren verschiedenen Komponenten zusammengesetzt, damit sie die Wärme auch für die Haushalte entsprechend übertragen kann. Dazu zählen:

  • ein Druckregulator
  • ein Zähler für die Wärmemenge zur Erkennung des Wärmeverbrauchs pro Jahr
  • Thermometer zur Temperaturüberwachung
  • ein Wärmetauscher zur Erwärmung des Trinkwassers
  • ein Sicherheitsventil zur Abführung von überschüssigem Gas bzw. Wasser

Besonderheiten: Monopolstellung und Anschlusszwang

Entscheiden Sie sich für Fernwärme, ist ein Anbieterwechsel – anders als etwa bei der Gasversorgung –  in den meisten Fällen nicht möglich, Sie fragen sich, warum?

Fernwärmeanbieter sind lokale Monopole. Im jeweiligen Quartier existiert damit in der Regel nur ein Anbieter.
Der Wechsel zu einer anderen Energieversorgungsform ist zwar prinzipiell möglich, ist aber bestenfalls eine langfristige Option, weil Fernwärmelieferverträge regelmäßig lange Laufzeiten von bis zu 10 Jahren aufweisen. Einzelne Kommunen sehen außerdem über Bebauungspläne oder kommunale Satzungen zusätzlich einen Anschluss- und Benutzungszwang für Fernwärme vor. Dadurch besteht eine Verpflichtung, Fernwärme zu beziehen. Und das künftige sogenannte Wärmeplanungsgesetz hat ausdrücklich den Ausbau von Fernwärme zum Ziel und gibt den Städten und Gemeinden eine stärkere Rolle bei der Frage, wie zukünftig geheizt werden soll.

Für wen eignet sich Fernwärme?

Wichtigste Voraussetzung für die Eignung eines Gebäudes für Fernwärme ist, dass ein Fernwärmenetzanschluss überhaupt möglich ist. Auskunft darüber erteilt die Verwaltung des Wohnortes oder der dafür infrage kommende Wärmenetzbetreiber. Liegt das Gebäude bereits innerhalb der Ausdehnung eines lokalen Wärmenetzes, ist ein Anschluss meistens möglich. Im Rahmen der kommunalen Wärmeplanung beabsichtigen viele Kommunen die Errichtung neuer oder die Erweiterung bereits existierender Wärmenetze. Es kann also sein, dass ein Netzanschluss erst in einigen Jahren möglich ist.

Dabei wird es nicht in jedem Wohnort Fernwärme geben, da eine flächendeckende Versorgung mit Fernwärme in Deutschland nicht existiert. Tendenz ist, dass Fernwärme in dicht besiedelten Regionen angeboten wird. Für Kommune und Netzbetreiber lohnt sich die Fernwärme nur dann, wenn viel Wärme abgenommen wird, da die Verlegung der Netze kostenintensiv ist.

Ein weiteres Eignungskriterium ist, dass das Wärmenetz die Anforderungen an die Nutzung erneuerbarer Energien erfüllt. Das Wärmeplanungsgesetz enthält Mindestziele für den Anteil von Wärme aus Erneuerbaren Energien und unvermeidbarer Abwärme. Aktuell erfüllt Fernwärme, die aus fossilen Energien erzeugt wird, noch die gesetzlichen Anforderungen. Aber spätestens 2045 müssen alle Wärmenetze klimaneutral sein. Alle Netzbetreiber müssen dazu bis spätestens 2026 sogenannte Dekarbonisierungsfahrpläne erstellen.
Mit der Herstellung des Netzanschlusses muss der Wärmenetzbetreiber schriftlich bestätigen, dass das Wärmenetz die jeweils geltenden gesetzlichen Bestimmungen erfüllt.

Auch, wenn Fernwärme möglich ist und alle gesetzlichen Bestimmungen erfüllt, ist sie nicht in jedem Fall die wirtschaftlichste Lösung.
Wirtschaftliche Vorteile ergeben sich bei der Fernwärme durch die vergleichsweise niedrigen Investitionskosten. So sind die Kosten für die Herstellung des Hausanschlusses und die Fernwärmestation mit Anschluss an die Hauswärmeverteilung normalerweise geringer als die Kosten für Anschaffung und Anschluss eines eigenen Wärmeerzeugers, zum Beispiel einer Wärmepumpe.

Auf der anderen Seite sind die jährlichen Betriebskosten bei der Fernwärme häufig höher als beim eigenen Wärmeerzeuger.
Beim Kostenvergleich sollte bedacht werden, dass im Fernwärmepreis Umwandlungsverluste bereits enthalten sind, während bei einem eigenen Wärmeerzeugen die Erzeugungsverluste erst im Haus entstehen.
Die Wirtschaftlichkeit ergibt erst sich aus dem rechnerischen Vergleich der Fernwärme mit anderen Heizsystemen. Ein solcher Vergleich unter Einbeziehung des voraussichtlichen Heizenergieverbrauchs wird vor der Entscheidung für die eine oder andere Lösung empfohlen. Eine Abschätzung dazu kann im Rahmen einer Energieberatung der Verbraucherzentrale vorgenommen werden.

Was kostet Fernwärme?

Die Betriebskosten von Fernwärme werden durch einen Grund- und einen Arbeitspreis gebildet.

Der Grundpreis ist ein Fixpreis pro Jahr. Er deckt die Kosten ab, die unabhängig vom Verbrauch entstehen, zum Beispiel die Kosten der Anlagen, die die Energie erzeugen oder transportieren, sowie die verbundenen Personalkosten für den Betrieb und die Wartung der Netze. Die Höhe des Grundpreises hängt meistens von der Anschlussleistung des Gebäudes ab. Typische Grundpreise liegen von 20 bis 30 Euro pro Kilowatt im Jahr.
Oft ist die Anschlussleistung höher als erforderlich. Dann zahlen Fernwärmekund:innen einen zu hohen Grundpreis. Die erforderliche Anschlussleistung lässt sich aus dem jährlichen Durchschnittsverbrauch abschätzen. Hilfestellung dafür gib es im Rahmen einer Energieberatung der Verbraucherzentrale.

Wer weniger Fernwärmeleistung benötigt als ursprünglich im Vertrag vereinbart, kann seine Anschlussleistung reduzieren lassen. Das senkt den Grundpreis.
Laut 3 Absatz 1 der Fernwärme-Verordnung ist eine solche Anpassung einmal im Jahr möglich.

Mit dem Arbeitspreis wird der tatsächliche Wärmeverbrauch des Gebäudes abgerechnet. Typische Arbeitspreise für Fernwärme liegen aktuell zwischen 10 und 20 Cent pro Kilowattstunde (kWh). Die erheblichen Preisunterschiede in den verschiedenen Wärmenetzen sind mit den unterschiedlichen Erzeugungsarten für die Wärme begründet.  Mit dem Erdgas-Wärmepreisbremsengesetz von 2022 wird der Arbeitspreis für Fernwärme noch bis einschließlich April 2024 auf 9,5 Cent pro kWh begrenzt. Die Preis-Begrenzung gilt für höchstens 80 Prozent des Jahresverbrauchs.

Wer sein Gebäude an das örtliche Fernwärmenetz anschließen lässt, muss einen Anschlusspreis bezahlen, der vom individuellen Aufwand abhängt und stark variieren kann, typische Anschlusspreise liegen zwischen 5.000 und 20.000 Euro, wobei die Kosten in einzelnen Fällen ganz oder teilweise vom Wärmenetzbetreiber übernommen werden. Außerdem kann der Anschluss an ein Wärmenetz staatlich bezuschusst werden.

Ein Beispiel für die jährlichen Heizkosten eines durchschnittlichen Einfamilienhauses

Der Grundpreis für Fernwärme liegt bei dem Einfamilienhaus jährlich bei 350 Euro. Der Arbeitspreis hängt vom Verbrauch pro Kilowattstunde ab, In diesem Beispiel liegt der Preis bei 9,5 Cent pro Kilowattstunde. Dieser muss mit den jährlich verbrauchten Kilowattstunden multipliziert werden, bspw. wenn die Familie 14.855 kWh benötigt hat, ergibt sich ein Arbeitspreis von:

0,095 Euro x 14.855 kWh = 1.411,23 Euro

Im letzten Schritt müssen der Grundpreis und der Arbeitspreis miteinander addiert werden, das Resultat sind die Kosten für die Nutzung der Fernwärme pro Jahr:

350 Euro + 1.411,23 Euro = 1.761,23 Euro

Der Preis variiert je nach Energiemenge bzw. Energieträger.

Ist Fernwärme schon heute klimafreundlich?

Ob Fernwärme als klimafreundlich betitelt werden kann, hängt von der jeweiligen Energieträger-Kombination ab, aus der sich die Fernwärme zusammensetzt. Aktuell stammt der Großteil an Energie aus Gas und Kohle, die als klimaschädlich angesehen werden. Momentan werden knapp 20 % der Fernwärme aus erneuerbaren Energien gewonnen. Der größte Anteil davon entfälltl auf die Biomasse. Geothermie, Solarthermie, Großwärmepumpen oder so genannte Power-to-Heat-Systeme, bei denen Überschussstrom beispielsweise aus der Windenergie eingesetzt wird, spielen aktuell nur eine geringe Rolle. Insgesamt steigt der Anteil der sogenannten grünen Fernwärme langsam.

Spätestens 2045 müssen Wärmenetze klimaneutral sein. Bestehende Netze müssen schrittweise umgerüstet werden.

Wenn Sie also wissen wollen, inwiefern Ihre durch Fernwärme erzeugte Energie klimafreundlich ist, sollten Sie sich darüber informieren, aus welchen Energieträgern sie sich zusammensetzt.

Woraus wird Fernwärme gewonnen?

Fernwärme wird in erster Linie aus Gas und Kohle gewonnen. Genauer gesagt, wird 42 % der Fernwärme aus Erdgas erzeugt, 19 % aus Steinkohle und 6 % aus Braunkohle. Der Flächenverbrauch zur Kohlegewinnung im Tagebau ist enorm. Dazu kommt, dass Kohle der fossile Energieträger mit den höchsten CO2 –Emissionen ist. Erdgas erzeugt mit 200 Gramm CO2 je Kilowattstunde einen deutlich geringeren Kohlendioxidausstoß. Um fossile Brennstoffe einzusparen, wird in Hausmüllverbrennungsanlagen Wärme oder Strom erzeugt.

Im Umfeld großer Industrie- und Gewerbebetriebe, in denen große Wärmemengen entstehen, können diese ebenfalls zur Wärmeversorgung genutzt werden.

Im ländlichen Raum bieten Biomasseheizwerke eine gute Alternative, die auf erneuerbare Energien zurückgreift. Sie speisen dort meist kleinere Wärmenetze. Erzeugt das Biomassekraftwerk neben Wärme auch Strom, ist die Rede von Biomasseheizkraftwerken. Verbrannt werden dort zum Beispiel Holzhackschnitzel oder -pellets, Stroh, oder so genannte Ersatzbrennstoffe aus Industrieabfällen oder Klärschlamm.

Wo ist Fernwärme verfügbar?

Fernwärme kann nur in den Gebäuden bezogen werden, die an einem Anschlussgebiet liegen. Häufig findet man Fernwärmenetze in Ballungsgebieten wieder. Insgesamt existieren 3.800 Fernwärmenetze in Deutschland. Dabei haben die Haushalte einen Anteil von 14 %, das bedeutet ca. 6 Mio. Wohnungen in Deutschland werden durch Fernwärme versorgt. Die größten Netze von Fernwärme gibt es in den Städten, mit dicht aneinander gebauten Gebäuden, wie Hamburg und München. Die meisten Wohnungen, die mit Fernwärme heizen, befinden sich in Nordrhein-Westfalen, Bayern, Berlin und Baden-Württemberg. Aktuell heizen etwa 5,5 Millionen Haushalte in Deutschland – meist in Mietwohnungen – mit Fernwärme.
Zudem gibt es eine große Anzahl an kleineren Wärmenetzen, die in Kommunen verwendet werden. Jedoch existiert kein flächendeckendes Fernwärmenetz.

Vor- und Nachteile von Fernwärme

Zukünftig ist geplant, dass Fernwärme bis zu 50 % aus erneuerbaren Energien entsteht, bis 2045 soll sie vollständig treibhausgasneutral sein. Das würde die Fernwärme zu einer klimafreundlichen Alternative zur Wärmepumpe machen, die nach dem Gebäudeenergiegesetz im Jahre 2024 vermehrt verwendet werden soll. Diese Verpflichtung soll zur Reduzierung des Heizens durch Gas und Öl beitragen.

Aus der Verwendung von Fernwärme entstehen also sowohl Vorteile als auch Kritikpunkte, die noch ausgearbeitet werden müssen.

Vorteile

  • Wenn Sie Fernwärme nutzen, muss keine Heizungsanlage installiert werden, was Platz spart.
  • Sie erhalten eine Förderung bezüglich der Anschlusskosten mit Zuschüssen zwischen 500 und 3.000 Euro (Anschlusskosten liegen bei 5.000 bis 15.000 Euro).
  • Fernwärme kann eine Alternative zur Wärmepumpe sein, wenn ab 2024 nur noch eingeschränkt Gasheizungen eingebaut werden dürfen.
  • Durch die Übergabestation der Fernwärme ist die Wärmeversorgung leicht zu bedienen.
  • Zukünftig soll Fernwärme aus erneuerbaren Energien gewonnen werden und somit klimafreundlich sein.
  • Fernwärme eignet sich insbesondere für dicht bebaute Gegenden.
  • Sie müssen sich keine Gedanken um Lagerkapazitäten bzw. die Vorfinanzierung machen, da die Wärme gebrauchsfertig in Ihre Wohnung übertragen wird.

Nachteile

  • Durch die Monopolstellung der Anbieter gibt es keine weiteren Wettbewerber, wodurch die Verwendung von Fernwärme kostenintensiv sein kann.
  • Da ein Wechsel des Anbieters nicht möglich ist, sind Sie als Verbraucher:in lange vertraglich gebunden (bis zu 10 Jahre).
  • Besteht ein Anschlusszwang, werden besonders Eigentümer von Niedrigenergie- oder Passivhäusern benachteiligt. Sie zahlen den hohen Grundpreis, auch wenn sie keine oder nur wenig Energie benötigen. Ausnahmen vom Anschlusszwang für erneuerbare Heizsysteme oder für Passivhäuser sind möglich, müssen jedoch von der Kommune beschlossen werden.
  • Intransparenz der Fernwärme-Preise: Die Fernwärmeversorger stehen auch untereinander nicht im Wettbewerb und bestimmen ihre Preise nach eigenem Ermessen
  • Ein Großteil der Wärme wird momentan noch durch fossile Brennstoffe gespeist, was der Umwelt nicht zugutekommt.
  • Auf dem Land ist Fernwärme meist nicht verfügbar.