Heizen mit Wasserstoff: Zukunftstechnologie oder Sackgasse?

Die Vorstellung, Ihre Heizungen mit Wasserstoff zu betreiben, klingt vielversprechend: Ein Energieträger, der bei der Verbrennung nur Wasserdampf hinterlässt. Doch wie realistisch ist es, dass Wasserstoff als Heizlösung tatsächlich eine breite Anwendung findet? Welche Vorteile und Herausforderungen bringt diese Technologie mit sich?

Das Wichtigste in Kürze:

  • Aktuelle Verfügbarkeit und Infrastruktur: Derzeit sind Heizungen, die vollständig mit Wasserstoff betrieben werden können, nicht verfügbar. Zudem fehlt es an einer flächendeckenden Infrastruktur für die Verteilung von Wasserstoff.

 

  • Energieeffizienz und Kosten: Die Herstellung von grünem Wasserstoff ist energieintensiv und teuer, was Wasserstoff-Heizsysteme aktuell weniger effizient und wirtschaftlich macht als Alternativen wie Wärmepumpen.
  • Technologische Herausforderungen: Bestehende Gasnetze und Heizsysteme sind nicht ohne Weiteres für den Betrieb mit reinem Wasserstoff geeignet. Eine Umstellung erfordert erhebliche technische Anpassungen und Investitionen.

 

  • Alternative Heizlösungen: Angesichts der genannten Herausforderungen werden alternative Heizsysteme wie Wärmepumpen, Biomasseheizungen und Solarthermie als effizientere und praxistauglichere Lösungen für die Wärmewende betrachtet.

 

Springen Sie mit einem Klick zum gewünschten Thema:

1. Wie funktioniert das Heizen mit Wasserstoff?

2. Wasserstoff-Heizsysteme

3. Ist Heizen mit Wasserstoff wirtschaftlich & effizient?

4. Ist Wasserstoff wirklich die beste Wahl für die Wärmewende?

5. Alternative Heizsysteme

 


Wie funktioniert das Heizen mit Wasserstoff

Wer seine Heizung ab 2024 ersetzen will, darf zwar zunächst weiterhin eine reine Erdgasheizung einbauen lassen, muss aber zu einem späteren Zeitpunkt einen Teil seiner Wärme mit Biogas oder Wasserstoff erzeugen. Wasserstoff ist dabei Hoffnungsträger, um zukünftig klimaneutral und ohne Ausstoß von Treibhausgasen zu heizen: Mit vorhandener Heiztechnik und bestehenden Gasnetzen, aber eben ohne Erdgas.

Wasserstoff-Heizsysteme

Bereits heute bieten Hersteller Heizungen an, die „Wasserstoff-ready“ sind und einen Anteil von 20 Prozent Wasserstoff im Erdgas verkraften würden. Fachleute sprechen von zehn Prozent, die man problemlos dem Erdgas beimischen könnte. Um ausschließlich oder auch nur zu 65 Prozent mit Wasserstoff zu heizen, reicht das allerdings nicht aus. Aktuell werden keine Heizungen angeboten, die zu 100 Prozent mit Wasserstoff heizen können.

Ist Heizen mit Wasserstoff wirtschaftlich & effizient?

Auch ist Wasserstoff zum Heizen derzeit praktisch nicht verfügbar. Denn, um mit Wasserstoff klimaneutral zu heizen, muss grüner oder blauer Wasserstoff eingesetzt werden. Aktuell existieren dafür nur wenige Produktionsstätten. Und der Bedarf an Wasserstoff wird hoch werden, denn neben Gebäuden wollen auch Industrie und Verkehr klimaneutral werden. Hinzu kommt, dass bei der Umstellung eines bestehenden Erdgasnetzes auf Wasserstoff alle an dieses Netz angeschlossenen Gasheizungen auf 100 Prozent Wasserstoff umgestellt werden müssten.

Die Energieberatung der Verbraucherzentrale rät insgesamt zur Vorsicht. Der Kauf einer neuen Gasheizung ist nur noch dann sinnvoll, wenn sie auf 100 Prozent Wasserstoff umrüstbar ist, und wenn das betreffende Haus in einem sogenannten „Wasserstoffnetzausbaugebiet“ liegt. Die bundesdeutsche Wasserstoffinfrastruktur ist allerdings gerade erst in Planung, und Wasserstoffnetzausbaugebiete existieren noch gar nicht.

Ist Wasserstoff wirklich die beste Wahl für die Wärmewende?

Wer beabsichtigt, in Zukunft mit Wasserstoff zu heizen, sollte daher zuvor in seiner Gemeinde fragen, ob in seinem Wohngebiet ein Wasserstoffnetzausbaugebiet geplant ist. Außerdem wird eine unabhängige Energieberatung empfohlen, die einen Vergleich mit anderen geeigneten Heizsystemen ermöglicht. Da bestimmte Industriebereiche auf Wasserstoff angewiesen sind, um klimaneutral zu werden, wird Wasserstoff bevorzugt für Industrie und Gewerbe verfügbar sein. Für die Beheizung von Gebäuden existieren ferner andere sinnvolle Alternativen wie Wärmepumpen.

Was ist grüner und blauer Wasserstoff?

Wasserstoff wird als klimaneutral bezeichnet, weil bei seiner Verbrennung lediglich Wasserdampf entsteht und kein Kohlendioxid (CO₂). Die Herstellung von Wasserstoff ist bislang allerdings energieaufwändig und nicht klimaneutral. Grüner und blauer Wasserstoff sollen im Unterschied dazu klimaneutral produziert werden.

  • Grüner Wasserstoff soll durch Elektrolyse gewonnen werden, die mit Strom aus erneuerbaren Energiequellen angetrieben wird.
  • Bei der Herstellung von blauem Wasserstoff, der konventionell aus Erdgas gewonnen werden soll, entsteht zwar das Treibhausgas CO₂. Dieses soll aber mittels dem sogenannten „Carbon Capture And Storage-Verfahren (CCS)“ unterirdisch gespeichert werden.

Alternative Heizsysteme

Angesichts der Herausforderungen beim Heizen mit Wasserstoff sollten Hausbesitzer alternative Heizsysteme in Betracht ziehen. Wärmepumpen beispielsweise nutzen Umweltwärme und stellen in vielen Fällen eine effiziente und klimafreundliche Lösung dar. Sie entziehen der Umgebungsluft, dem Erdreich oder dem Grundwasser Wärme und wandeln diese in Heizenergie um. Zudem gibt es Biomasseheizungen, die mit Holzpellets oder Hackschnitzeln betrieben werden und ebenfalls als erneuerbare Energiequellen gelten. Solarthermie-Anlagen können zur Unterstützung der Warmwasserbereitung und Heizungsunterstützung eingesetzt werden. Diese Systeme sind bereits heute verfügbar und können einen wichtigen Beitrag zur Reduzierung von CO₂-Emissionen leisten.

Das Heizen mit Wasserstoff ist derzeit keine praktikable Alternative zu Erdgas. Technische, infrastrukturelle und versorgungstechnische Hürden stehen einem schnellen Wechsel entgegen. Es ist daher ratsam, sich über alternative Heizsysteme zu informieren und eine unabhängige Beratung in Anspruch zu nehmen.

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